EZB-Zinssenkung: Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am Donnerstag den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 2,75 % gesenkt. Damit entsprach der Zinsschritt den mehrheitlichen Erwartungen der Marktteilnehmer. Konkrete Einschätzungen einzelner Volkswirte im Vorfeld der EZB-Entscheidung und mittelfristigen Prognosen hat das Online-Finanzmagazin Institutional Money zusammengefasst. Die Börsen-Zeitung hält angesichts der moderaten Inflation bei gleichzeitig schwacher Konjunktur eine weitere Zinssenkung im März für wahrscheinlich. Der Ökonom Volker Wieland, früheres Mitglied des Wirtschaftssachverständigenrats der Bundesregierung, sieht in einem Interview mit der WirtschaftsWoche den aktuellen Leitzins nicht mehr als Bremse für die Wirtschaft und befürwortet zur Belebung der Konjunktur eher strukturelle Maßnahmen wie Deregulierung oder Steuersenkungen. Während die kurzfristigen Leitzinsen im Sinkflug sind, haben sich die Zinsen für zehnjährige Baufinanzierungen wieder erhöht, liegen jedoch noch deutlich unter dem Spitzenwert von 4 % nach der EZB-Zinswende. Die am Interhyp-Bankenpanel teilnehmenden Zinsanalysten prognostizieren für die nächsten Wochen und Monate eine Seitwärtsbewegung bei den Bauzinsen, wobei angesichts der aktuellen politischen Unsicherheiten Schwankungen möglich sind. Bis Jahresende erwarten 60 % der Bankenpanel-Teilnehmer steigende Bauzinsen in Richtung 4 %, von den restlichen Teilnehmern prognostizieren jeweils 20 % stagnierende oder fallende Zinsen.
Preisentwicklung: Eigentumswohnungen sind trotz der jüngsten Preisanstiege im Schnitt immer noch 9 % günstiger als vor zweieinhalb Jahren, berichtet das Immobilienportal Immowelt in einer aktuellen Marktanalyse. Am stärksten sei der Preisrückgang in Kiel mit 18 %, aber auch in Top-5-Städten wie München (minus 13 %) oder Frankfurt (minus 11 %) seien die Kaufpreise spürbar günstiger als beim Höchststand im Juni 2022. Unterdessen steigen die Mietpreise immer weiter, berichtet das Handelsblatt, unter Berufung auf eine Studie von Jones Lang LaSalle. Im Schnitt seien die Mieten in den acht untersuchten Großstädten im letzten Jahr um 4,9 % gestiegen. Das Land NRW will vor diesem Hintergrund laut einem WDR-Bericht die Geltungsgebiete der Mietpreisbremse ab März von 18 auf 57 Kommunen erweitern. Neu hinzukommen sollen unter anderem Aachen, Dortmund, Bielefeld und Paderborn. Damit verschieben sich die rechnerischen Grundlagen für die Entscheidung zwischen Miete und Eigentum weiter zu Gunsten des Wohneigentums.
Wohnungsmangel: Die Behebung des seit Jahren anhaltenden Wohnungsmangels wird eine der dringlichsten Aufgaben für die neue Bundesregierung nach der Bundestagswahl sein. Bei einer Kundgebung von Arbeitgeberverbänden in Berlin fordert Verbandspräsident Wolfgang Schubert-Raab vom Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) einen Neustart in der Baupolitik mit radikalem Bürokratieabbau und schnelleren Genehmigungsverfahren. Welche Konzepte die einzelnen Parteien im Vorfeld der Wahl für die Behebung der Wohnungskrise bieten, zeigt das Handelsblatt in einer aktuellen Analyse mit Kommentaren von Immobilienexperten. Beim Neubau von Wohnungen versprechen alle Parteien eine Trendwende. Sie wollen die Baukosten senken, indem sie Regularien abbauen und Planungs- und Genehmigungsverfahren beschleunigen. Union und FDP setzen zusätzlich auf steuerliche Anreize. Bei der Sanierung fordern Expertinnen und Experten eine Neuausrichtung, da kostspielige Sanierungen und Neubauten gleichzeitig nicht finanzierbar sind, ohne die Mieten stark zu erhöhen. Zur Eindämmung des Anstiegs der Mieten setzen SPD und Grüne auf eine Mietpreisregulierung, während die Linke und BSW einen bundesweiten Mietendeckel fordern. Union, FDP und AfD lehnen diese Maßnahmen ab und setzen auf mehr Wohnungsbau. Den Erwerb von Wohneigentum wollen die meisten Parteien insbesondere für Familien erleichtern, etwa durch Reformen der Grunderwerbsteuer und Förderprogramme. Expertinnen und Experten kritisieren, dass die Wahlprogramme der Parteien oft nur Standardformulierungen enthalten und fordern mutigere Maßnahmen zur Förderung des Wohneigentums und zur Vereinfachung der Bauvorschriften. Inzwischen wirke sich die Wohnungsnot auch auf den Arbeitsmarkt aus, berichtet die IHK Region Stuttgart unter Berufung auf eine aktuelle Umfrage. Diese ergab, dass 60 % der Unternehmen im Großraum Stuttgart Absagen von Bewerberinnen und Bewerbern erhalten, weil keine bezahlbare Wohnung zu finden ist.