KW 19

100 Tage Trump-Regierung und die Folgen für Europa
Die Europäische Zentralbank (EZB) plant bei ihrer nächsten Zinssitzung am 5. Juni möglicherweise eine weitere Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte. Ein „großer Schritt“, also eine Senkung um 0,5 Prozentpunkte, könnte Marktteilnehmerinnen und -teilnehmer unnötig verunsichern. Außerdem spielt die Unsicherheit über die Auswirkungen und den Fortgang des Zollstreits in die EZB-Entscheidungen hinein. Bundesbank-Präsident Joachim Nagel erklärte am Rande der Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank in Washington, dass die EZB ihren Kurs deshalb nur von Sitzung zu Sitzung festlegen könne.

Die Unsicherheiten rühren von der Ankündigungspolitik des US-Präsidenten Donald Trump her, der diese Woche 100 Tage im Amt ist. Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, fordert in einem Gastbeitrag im Handelsblatt eine Überarbeitung der geldpolitischen Strategie der EZB, um sich „an eine Welt mit häufigeren Inflationsschocks anzupassen”. ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski schätzt die kurzfristigen Folgen für die Weltwirtschaft für Europa ein. In Europa werde die Inflation zurückgehen, weil billige Produkte stärker auf den europäischen Markt kommen, die Energiepreise niedriger sind und aufgrund der Stärke des Euros. Gleichzeitig schwächelt das Wirtschaftswachstum. „Die EZB hat zu Recht deshalb schon mal den Leitzins gesenkt und wird weitermachen. „Ich gehe davon aus, dass wir im Juni und im September noch weitere Zinssenkungen bekommen werden und dann bleibt der Einlagenzins bei 1,75 % stehen.” Kreditnehmerinnen und Kreditnehmer könnten von den sinkenden Zinsen profitieren, da Kredite dadurch günstiger werden. (Finanzen und Wirtschaft, Handelsblatt+, Der Spiegel, Deutsche Welle)

Baupreise steigen 
Die unsichere Wirtschaftslage in Deutschland hat auch einen Einfluss auf die Preisgestaltung bei den Baumaterialien. Deshalb könnten in diesem Jahr die Baupreise um 2 % steigen. Das hat das Bauberatungsunternehmen Turner & Townsend ermittelt. Auch für die Folgejahre seien noch stärkere Erhöhungen erwartet. Einen Einfluss auf die Preisgestaltung hat die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland. Einerseits könnte das Finanzpaket für Verteidigung und Infrastruktur die Wirtschaft stimulieren. Andererseits lassen die geopolitischen Entwicklungen keine zuverlässigen Prognosen zu. Massive Zölle könnten „mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer erneuten Eskalation der Preise führen”. ( Turner & Townsend)

Die Koalition ernennt Ministerposten – doch wer leitet das Bauressort?
Eine Woche vor der Wahl des Bundeskanzlers haben CDU und CSU die designierten Ministerinnen und Minister der Union vorgestellt. Die SPD will kurz vor der Kanzlerwahl von Friedrich Merz am 6. Mai die Ministerinnen und Minister bekanntgeben, bis Redaktionsschluss gab es noch keine Namen. Ob sich Klara Geywitz als Bauministerin halten kann, ist ungewiss. Als möglicher Nachfolger wird der bisherige Ost-Staatsminister Carsten Schneider gehandelt. Geywitz hatte ihr zentrales Ziel von 400.000 neuen Wohnungen jährlich klar verfehlt – ein Wechsel an der Spitze des Ministeriums wäre also ein deutliches Signal. Besonders die Bau- und Immobilienbranche blickt gespannt auf die anstehenden Personalentscheidungen. Für die neue Regierung ist das Thema Bauen und Wohnen eine der großen Herausforderungen. Immerhin haben die Koalitionspartner das serielle, modulare und systemische Bauen als Schlüsselstrategie zur Beschleunigung des Wohnungsbaus benannt. (Tagesschau, Frankfurter Rundschau)

Handlungsbedarf bei Mietpreisbremse 
Eines der ersten Projekte der neuen Bundesregierung könnte die Verlängerung der Mietpreisbremse werden. Sie läuft Ende des Jahres aus und die Mietpreisbremse soll zunächst um vier Jahre verlängert werden. Bis Ende 2026 soll eine Expertengruppe eine Reform ausarbeiten. Die Mietpreisbremse wird immer wieder auch als Hemmnis für den Wohnungsbau genannt. Beim Neubau driften Anspruch und Wirklichkeit weit auseinander. 2024 wurden bundesweit so wenige Wohnungen genehmigt, wie seit 2010 nicht mehr. „Und das Problem verschärft sich nochmals, wenn Mieter, die eigentlich kaufen oder bauen wollen, dies vorerst unterlassen, weil ihnen die wirtschaftliche Lage zu unsicher erscheint. Der Druck im Mietermarkt wird zunehmen”, kommentiert die Augsburger Allgemeine. (Frankfurter Rundschau, Augsburger Allgemeine)

Aktuelle Finanzierungskennzahlen

Abgebildet sind Durchschnittswerte auf Basis der Finanzierungskennzahlen der Interhyp Gruppe. Pfeile zeigen die Trendentwicklung im Vergleich zum Vormonat an.

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