EZB will Turbulenzen im Zollstreit nutzen
Im Zollstreit mit der EU geht es turbulent weiter. US-Präsident Donald Trump hatte überraschend Zölle in Höhe von 50 % auf Waren aus der EU angedroht, diese dann nach einem Telefonat mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen doch wieder auf den 9. Juli verschoben. Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) begrüßte den Aufschub, drang allerdings auf Tempo. „Die Zeit muss jetzt intensiv genutzt werden. Unternehmen und Verbraucher auf beiden Seiten des Atlantiks sind auf gute Handelsbeziehungen angewiesen. Daran müssen wir festhalten.“ Sollte es zu keiner Einigung kommen, rechnen Ökonominnen und Ökonomen mit Folgen für die US-Wirtschaft, aber auch für deutsche Exporte in die USA. Sie könnten mit einem Zoll von 50 % um 24 % sinken, hat das Institut für Weltwirtschaft in Kiel (IfW) berechnet. Die Wirtschaftsleistung würde demnach auf kurze Sicht preisbereinigt um 0,8 % schrumpfen. Mögliche Gegenzölle der Europäischen Union sind in der Analyse nicht berücksichtigt.
Die Verhandlungen mit der US-Regierung dürften nicht einfach werden. Ökonominnen und Ökonomen von Deutsche Bank Research gehen davon aus, dass die Unsicherheit im Zollstreit mit den USA noch einige Wochen anhält. EZB-Präsidentin Christine Lagarde sagte in einer Rede, es täten sich neue Chancen auf: „Angesichts des derzeitigen Wandels scheint die Zeit reif zu sein für eine größere internationale Rolle des Euros.“ Der Euro ist gegenüber dem Dollar so stark wie seit über drei Jahren nicht. „Eine Stärkung der internationalen Rolle des Euros kann sich positiv auf den Euroraum auswirken“, sagte Lagarde. So könnten Kredite in der EU günstiger werden, was die Binnennachfrage stütze. Der Abstand zwischen den Anleiherenditen in den USA und in Europa ist in diesem Jahr gestiegen. Im Schnitt liegen die Renditen für Dollar-Anleihen von Unternehmen mit guter Bonität bei 5,3 %, bei Euro-Anleihen sind es nur 3,1 %, schreibt das Handelsblatt. So groß war der Renditeunterschied zuletzt vor drei Jahren. Der ehemalige Blackrock-Stratege für Deutschland, Martin Lück, erwartet, dass davon vor allem deutsche Bundesanleihen profitieren. An den langfristigen Anleihen orientieren sich unter anderem die Zinssätze für Hypothekendarlehen, denn Bundesanleihen gelten als vergleichsweise risikofreier Referenzzinssatz. ( F.A.Z., IW Köln, IfW Kiel, Handelsblatt+, Der Spiegel+)
Immobiliendarlehen: Neugeschäft zieht an
Das Neugeschäft bei der Vergabe von Immobiliendarlehen zieht weiter an. Der Verband deutscher Pfandbriefbanken (vdp) meldet, dass im ersten Quartal 2025 deutlich mehr Darlehen vergeben wurden als im Vergleichsquartal 2024. Das Immobilienfinanzierungsvolumen stieg um 24,5 % auf 36,1 Milliarden Euro. Gegenüber dem direkten Vorquartal belief sich das Plus auf 19,1 %. „Vor allem der Wohnimmobilienfinanzierungsmarkt ist zu Beginn dieses Jahres spürbar angesprungen“, schreibt der vdp. Wie sich der Markt im weiteren Verlauf dieses Jahres entwickle, hänge maßgeblich vom langfristigen Zinsniveau ab. Wichtig werde sein, dass die Wirtschaft in Deutschland schnell wieder Fahrt aufnehme – das würde auch den Immobilienmarkt beleben. (Tagesschau, vdp)
Bundesregierung: Mietpreisbremse bis 2029 verlängert
Die Bundesregierung hat diese Woche die Verlängerung der Mietpreisbremse bis 2029 beschlossen. Jetzt muss die Gesetzesänderung noch vom Parlament verabschiedet werden. „Der anhaltende Bevölkerungszuwachs in Ballungsregionen und die Situation im Wohnungsbausektor sorgen für eine Verschärfung der angespannten Lage auf dem Mietwohnungsmarkt“, heißt es in der Begründung. Bundesjustizministerin Stefanie Hubig (SPD) verzichtete allerdings darauf, das Gesetz auch auf Gebäude auszuweiten, die nach dem 1. Oktober 2014 bis zum 1. Oktober 2019 erstmals genutzt und vermietet worden sind. Die Wirkung der Mietpreisbremse ist umstritten. Der Sachverständigenrat der „Wirtschaftsweisen” sprach sich in seinem jüngsten Jahresgutachten gegen eine Verlängerung aus. Expertinnen und Experten vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) kritisieren, dass trotz der Regulierung die Preise bei Neuvermietung häufig immer noch weit über der gesetzlichen Grenze von +10 % zur ortsüblichen Vergleichsmiete liegen. „Die Bevölkerung in Deutschland aber ist dafür”, schreibt die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung. Ökonominnen und Ökonomen befürchten eine Verschärfung des Wohnungsmangels, der die Preise weiter nach oben treibt. Befürworterinnen und Befürworter lassen sich argumentativ kaum umstimmen, zeigt eine Studie des ifo-Instituts. ( Handelsblatt+, F.A.Z.+, ifo Institut)
Neue Wohnungen: Bauflaute hält an
Die Zahl der fertiggestellten Wohnungen geht weiter zurück. Im Jahr 2024 wurden in Deutschland 251.900 Wohnungen gebaut. Das sind 14,4 % also 42.500 Wohnungen weniger als im Vorjahr, wie die interaktive Kurve des Statistischen Bundesamts zeigt. Besonders stark war der Rückgang bei meist von Privatpersonen gebauten Ein- und Zweifamilienhäusern: Mit 54.500 Einfamilienhäusern wurden 22,1 % also 15.400 weniger fertiggestellt als im Vorjahr. Dafür ist die durchschnittliche Abwicklungsdauer von Neubauwohnungen in Wohngebäuden gestiegen. Bei den im Jahr 2024 fertiggestellten Wohnungen gingen von der Genehmigungserteilung bis zur Fertigstellung 26 Monate ins Land. Sechs Monate mehr als noch 2020. Gründe sind nach Angaben von Bauexpertinnen und Bauexperten bürokratische Hürden, längere Bearbeitungszeiten für Bauanträge aber auch Wartezeiten für Handwerkerinnen und Handwerkern und Baufirmen. Jeder Tag kostet mehr. Neben möglichen Bereitstellungszinsen, die anfallen, wenn das Darlehen bereitgestellt, aber nicht abgerufen wird, müssen Bauherrinnen und Bauherren bei unvorhergesehenen Verzögerungen mit doppelten Mietkosten rechnen. (Der Spiegel, Statistisches Bundesamt, MDR)
Aktuelle Finanzierungskennzahlen

Abgebildet sind Durchschnittswerte auf Basis der Finanzierungskennzahlen der Interhyp Gruppe. Pfeile zeigen die Trendentwicklung im Vergleich zum Vormonat an.