Bau-Turbo: Kommentare und Analysen zum Kabinettsbeschluss
Nach der Verabschiedung des Gesetzentwurfs zum Bau-Turbo im Bundeskabinett in der vergangenen Woche haben Expertinnen, Experten und Verbände die Reformpläne analysiert. Kernelement des Bau-Turbos ist die Erweiterung des Spielraums für Kommunen bei der Planung von Neubauwohnungen sowie Erleichterungen bei Umnutzung und Aufstockung. Der Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) lobt den Entwurf als mögliche „Initialzündung für mehr Wohnungsbau“. Allerdings müssen die Kommunen die neuen Möglichkeiten auch nutzen, mahnt BVR-Präsidentin Marija Kolak: „Sonst bleibt die angekündigte Brechstange in der Werkzeugkiste.“ Auch der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) findet lobende Worte für die Vereinfachung der Planungsprozesse, fordert jedoch gleich den nächsten Bau-Turbo in Form eines Regelwerkes für einfacheres, kostengünstigeres und standardisiertes Bauen. Ein kritischer Kommentar findet sich in der Onlineausgabe von Capital. Zwar enthalte der Bau-Turbo eine Reihe sinnvoller Maßnahmen, doch bei der Lösung der Probleme im Neubau klaffe eine entscheidende Lücke, heißt es dort: So lange es für Kommunen keine finanziellen Anreize für neue Baugebiete gebe, bleibe vom angekündigten Turbo nur heiße Luft. Wir sehen das Gesetz als wichtiges Signal, aber es braucht mehr als Tempo. Mit Entschlossenheit, Investitionen in Digitalisierung und einer starken Zusammenarbeit zwischen Politik, Wirtschaft und Kommunen kann es gelingen.
Spielraum für Startschwierigkeiten bleibt angesichts des anhaltenden Wohnungsmangels nicht. Der Verband der Wohnungswirtschaft GdW erwartet auf seiner Jahrespressekonferenz für seine Mitgliedsunternehmen einen Investitionseinbruch von 20 % in diesem Jahr. Ursache seien hohe Baupreise und Zinsen, massive Auflagen und unzureichende Förderung. GdW-Präsident Axel Gedaschko fordert eine EU-Notfallverordnung, die dem Wohnungsbau – ähnlich wie beim Bau von Windkraftanlagen – überragendes öffentliches Interesse bei Konflikten mit dem Denkmal- und Umweltschutz zugesteht: „Was bei Windrädern möglich ist, muss auch beim Menschenrecht auf Wohnen gelten.“ ( Bundesbauministerium, BVR, ZDB, Capital, GdW)
Mietpreisbremse: Kontroverse Expertenmeinungen bei Anhörung im Bundestag
Am Montag fand im Bundestag die Expertenanhörung zu der von der Regierung geplanten Verlängerung der Mietpreisbremse statt. Das Spektrum der Expertenmeinungen reichte dabei von klarer Zustimmung bis zu vehementer Ablehnung. Zu den Befürwortern der Mietpreisbremse zählte die Vertreterin des Deutschen Mieterbundes (DMB). Sie bezeichnete die Verlängerung als „absolut notwendig“ und forderte noch weitere Verbesserungen für Mieterinnen und Mieter. Auch der verbandsunabhängige Rechtsanwalt Max Althoff empfahl eine Verlängerung und sprach sich für schärfere Konsequenzen für Vermieterinnen und Vermieter bei Verstößen gegen die Mietpreisbremse aus. Abgelehnt wurde die Verlängerung hingegen von Dirk Salewski von der Bundesarbeitsgemeinschaft Immobilienwirtschaft. Er wies darauf hin, dass die Mietpreisbremse Investorinnen und Investoren verunsichert und den Wohnungsmangel verschärft habe. Zum gleichen Schluss kam Michael Voigtländer vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Mietpreisregulierung habe sich in anderen Ländern nirgendwo bewährt, zudem habe die Mietpreisbremse eine starke Ungleichheit zwischen Neubau- und Bestandsmieten verursacht. Derzeit befindet sich der Gesetzentwurf zur Verlängerung der Mietpreisbremse noch im Status eines Kabinettsbeschlusses. Damit das Gesetz in Kraft tritt, ist eine Mehrheit in Bundestag und Bundesrat erforderlich. Wenn beide Gremien zustimmen, läuft die Mietpreisbremse nicht zum Ende dieses Jahre aus, sondern wird bis Ende 2029 fortgeführt. Da die Verlängerung der Mietpreisbremse bereits im Koalitionsvertrag vereinbart wurde, kommt es mit hoher Wahrscheinlichkeit zur Verabschiedung des Gesetzes. (Bundestag)
Gute Perspektiven für die Förderung von Eigentum und Sanierung
Das Bauministerium sieht sich mit einem Anstieg des Etats für 2025 um gut 10 % auf 7,4 Milliarden Euro als einer der Gewinner der Haushaltsverhandlungen. Hinzu kämen weitere Gelder aus dem Klima- und Transformationsfonds, berichtet Spiegel online. Allein für den Wohnungsbau sollen 11 Milliarden Euro bereitstehen. Der Löwenanteil solle laut Bauministerin Hubertz in den sozialen Wohnungsbau fließen, insgesamt 3,5 Milliarden Euro seien 2025 und 2026 für den klimafreundlichen Neubau im Normal- und Niedrigpreissegment vorgesehen. Noch gibt es jedoch keine konkreten Aussagen des Bauministeriums zu erweiterten oder neuen Förderprogrammen, weil der Haushalt für dieses Jahr noch nicht verabschiedet ist.
Unser Tipp: Behalten Sie die Entwicklung im Blick, damit Sie Ihre Kundinnen und Kunden schnell informieren können, wenn es neue Fördermöglichkeiten gibt. Wir halten Sie bei Änderungen und neuen Programmen auf dem Laufenden. (Spiegel)
Steigender CO2-Preis macht energetische Sanierung attraktiver
Bei unsanierten Gebäuden mit fossiler Heizung dürften in den kommenden Jahren die Heizkosten explodieren. Darauf weist das Online-Fachmagazin Haufe.de hin und verweist auf eine Simulationsrechnung des Berliner Beratungsunternehmens Purpose Green. Basis der Berechnung sind unterschiedliche CO2-Preise ab 2027, weil ab dann der Preis pro Tonne CO2 im europäischen Emissionshandel gebildet wird. Das Unternehmen rechnet vier Szenarien mit CO2-Preisen auf heutigem Niveau von 55 Euro pro Tonne bis zu 400 Euro durch. Für die analysierten Immobilien in Hamburg mit einer durchschnittlichen Wohnfläche von 165 Quadratmetern und 7,84 Tonnen CO2-Emission resultieren daraus mögliche Mehrkosten zwischen 431 Euro und 3.135 Euro pro Jahr fürs fossile Heizen. Dies bedeute für Eigentümer von unsanierten Gebäuden steigende finanzielle Belastungen. Umgekehrt macht der steigende CO2-Preis die energetische Sanierung rentabler. Das sollten Sie mit einkalkulieren, wenn Sie mit Ihren Kundinnen und Kunden durchrechnen, wie sich bei Sanierungsmaßnahmen die Investitions- und Finanzierungskosten auf der einen Seite sowie Ersparnisse, Förderung und Erhöhung des Immobilienwertes auf der anderen Seite auswirken. (Haufe)
Aktuelle Finanzierungskennzahlen

Abgebildet sind Durchschnittswerte auf Basis der Finanzierungskennzahlen der Interhyp Gruppe. Pfeile zeigen die Trendentwicklung im Vergleich zum Vormonat an.