Unruhe an europäischen Anleihemärkten
Hohe Staatsverschuldungen rund um den Globus, volatile Märkte und Inflationssorgen führen dazu, dass die Renditen langlaufender Staatsanleihen aktuell Höchststände verzeichnen. Die Rendite von Bundesanleihen mit 30 Jahren Laufzeit sind am Mittwoch erstmals seit dem Jahr 2011 auf 3,42 % gestiegen. Das entspricht dem Niveau der Eurokrise, liegt aber noch unter den Werten von Frankreich (4,51 %), Großbritannien (5,72 %) oder den USA (5,00 %). Auffällig ist, dass die Renditen für Staatsanleihen mit 30-jähriger Laufzeit schneller steigen als die mit 10-jähriger Laufzeit. „Der Markt für Anleihen mit 30 Jahren Laufzeit ist relativ begrenzt, das macht ihn anfälliger für Störungen“, ordnet Elmar Völker, Zinsstratege bei der LBBW, ein. Der Chef der Deutschen Bank, Christian Sewing, geht davon aus, dass die Anleiherenditen auch in den kommenden Monaten hoch bleiben werden. Beim Banken-Gipfels des Handelsblatts sagte er, die Situation sei ein Spiegelbild der aktuellen Lage mit politischer Unsicherheit, fehlenden Reformen und steigender Verschuldung. „Im September werden traditionell viele Staatsanleihen refinanziert, da kommt viel auf den Markt. Deshalb würde ich mich jetzt nicht von einzelnen Tagesbewegungen nervös machen lassen. Aber tendenziell steigen die Renditen der Anleihen. Und das zeigt, dass es ein anderes Risikoempfinden gibt.“
Die leichte Aufwärtsbewegung bei den Bauzinsen setzte sich auch im August fort, das Niveau bleibt mit rund 3,7 % für 10-jährige Darlehen jedoch moderat und klar unter der Marke von 4 %. Für die kommenden Wochen erwarten die meisten Expertinnen und Experten, laut Interhyp-Panel, eine Seitwärtsbewegung bei den Zinsen, langfristig aber steigende Konditionen. Hintergrund ist die höhere Neuverschuldung durch Fiskalpakete, die die Renditen langfristiger Bundesanleihen weiter steigen lassen dürfte – und damit auch die Bauzinsen. Kaufinteressierte sollten daher nicht auf sinkende Zinsen warten. Und auch Anschlussfinanzierer profitieren von dem noch moderaten Niveau. „Anschlussfinanzierer sollten das nach wie vor moderate Zins-Niveau nutzen. Wir empfehlen allen, deren Anschlussfinanzierung in drei oder weniger Jahren ansteht, sich jetzt beraten zu lassen, um die individuell beste Lösung zu finden“, so Interhyp-Vorständin Mirjam Mohr. (Handelsblatt+, F.A.Z.+, Tagesschau)
Zinsentwicklung 10-jährige Baudarlehen

Immobilienmarkt: Zahl der Kaufverträge steigt
Die Zahl aller notariell beurkundeten Kaufverträge für Immobilien ist 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 9 % auf 805.000 gestiegen, Wohnimmobilien machten dabei 73 % aller Verträge aus. Der aktuelle Wert liegt allerdings 20 % unter dem langjährigen Durchschnitt, teilten die amtlichen Gutachterausschüsse für Grundstückswertermittlung zusammen mit dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) mit. Sie registrierten eine Erholung bei den Bestandsimmobilien. Die rund 253.000 registrierten Kaufverträge von 2024 in dem Bereich bedeuten eine Steigerung von 13 % gegenüber dem Vorjahr und entsprechen dem Niveau von 2022. Weitere Details aus der Analyse: Es gibt starke regionale Unterschiede bei den Quadratmeterpreisen. Von 590 Euro je Quadratmeter im Kyffhäuserkreis in Thüringen, bis zu 9500 Euro im bayerischen Landkreis Miesbach. Einen Preisrückgang gab es bei Eigentumswohnungen aus dem Bestand. Im oberen Segment mit einem Wohnflächenpreis ab 3500 Euro pro Quadratmeter gingen sie 2024 im Bundesdurchschnitt um 6 % auf 4020 Euro je Quadratmeter zurück. Im mittleren Preissegment blieben die Werte mit 2300 Euro auf ihrem Level. (BBSR, F.A.Z.+)
IW-Experte: Baukosten hemmen Wohnungsbau
Mit dem Bau-Turbo von Bauministerin Verena Hubertz (SPD) wird sich kommende Woche der Bauausschuss des Bundestags befassen. Das geplante Gesetz soll vor allem für eine Beschleunigung von Bauverfahren sorgen. Kritikerinnen und Kritiker befürchten dagegen noch höhere Kosten, mehr Flächenversiegelung und sinkende Qualität. Michael Voigtländer vom Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln sieht vor allem in den Baukosten ein großes Hemmnis. Sie sind in den vergangenen fünf Jahren um 50 % gestiegen. „Wir sind ganz weit weg von einem Bauboom“, sagte Voigtländer. Er rechnet in diesem Jahr mit weniger als 200.000 Fertigstellungen. Laut einer Prognose im Auftrag des Bauministeriums werden bis 2030 jedes Jahr rund 320.000 neue Wohnungen gebraucht. Um den Neubau anzukurbeln, drängt der Bundesverband Freier Wohnungs- und Immobilienunternehmen (BFW) auf die Einführung des schon von der Ampel geplanten, aber nicht mehr verabschiedeten Gebäudetyps E. „Erst wenn das rechtssicher möglich ist, können die Baukosten sinken und im Nachgang auch wieder die Mieten“, sagt BFW-Präsident Dirk Salewski. (MDR, F.A.Z.+)
KfW-Förderung: Kleine Verbesserungen, aber auch viele Hürden
Das Bundesbauministerium verbessert die Förderung im Programm „Klimafreundlicher Neubau im Niedrigpreissegment“ (KNN). Ab dem 1. September 2025 zählen Küchen und Wohnküchen als Aufenthaltsräume. Zudem wurde der Baukostenvergleichswert um 18 % angehoben. Die Neuerungen gelten auch rückwirkend für bereits zugesagte Förderungen. Erklärtes Ziel der KfW-Förderprogramme ist, mehr Menschen in Wohneigentum zu bringen. Verbraucherschutz und die Immobilienbranche kritisieren allerdings, dass die Umsetzung der Auflagen für die Zielgruppe oft nicht wirtschaftlich sind – und die Nachfrage nach den Programmen hinter den Erwartungen bleibt. So geschehen auch beim vor rund einem Jahr gestarteten Förderprogramm „Jung kauft Alt”. Es soll Familien motivieren, eine alte Immobilie zu kaufen und diese zu modernisieren. Bis Ende Juli gab es gerade einmal 592 Zusagen mit einem Kreditvolumen von 70 Millionen Euro. Dabei standen 2024 für das Programm 350 Millionen zur Verfügung, 2025 und 2026 hat das Budget die gleiche Größenordnung. Eine Sprecherin des Bauministeriums kündigte an, dass gerade analysiert werde, warum die Nachfrage so gering ist. „Die Idee, junge Familien beim Hauskauf zu unterstützen, ist absolut richtig. Doch die Hürden sind weiterhin zu hoch. Eine transparente und attraktive Förderkulisse ist entscheidend“, kommentiert Jörg Utecht, CEO der Interhyp Gruppe, auf LinkedIn. Hürden sind vor allem die Einkommensgrenze von 90.0000 Euro für eine Familie mit einem Kind (für jedes weitere Kind kommen 10.000 Euro dazu) und die knapp bemessene Sanierungsfrist von 54 Monaten, die viele Familien finanziell überfordert. (KfW, KfW-Kredit 296, Der Spiegel, LinkedIn-Post Jörg Utecht)
Aktuelle Finanzierungskennzahlen

Abgebildet sind Durchschnittswerte auf Basis der Finanzierungskennzahlen der Interhyp Gruppe. Pfeile zeigen die Trendentwicklung im Vergleich zum Vormonat an.