EZB Zinsentscheid
Kommende Woche steht der nächste Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) an. Erwartet wird, dass die Leitzinsen unverändert bleiben. Nach Ansicht der meisten Notenbankerinnen und Notenbanker sind die Inflationsrisiken derzeit unter Kontrolle und die europäische Wirtschaft trotz der höheren US-Zölle widerstandsfähig. Die Inflation im Euroraum war im September auf 2,2 % gestiegen, liegt aber weiterhin in der Nähe des EZB-Ziels von 2 %. EZB-Präsidentin Christine Lagarde lobte Deutschland für die geplanten zusätzlichen Staatsausgaben. Staatliche Investitionen dürften in den kommenden Jahren stärker als bislang eine unterstützende Rolle für die Wirtschaft spielen, sagte die EZB-Präsidentin. Unterdessen warnte EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel am Rande einer Konferenz vor Inflationsrisiken durch die Fragmentierung des Welthandels.
Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat derweil die Staaten ermahnt, die öffentlichen Haushalte zu konsolidieren und die private Verschuldung einzudämmen. Für 2025 prognostiziert der IWF einen Anstieg der globalen Staatsschulden auf 95 % des weltweiten Bruttoinlandsprodukts (BIP). In der EU liegt die durchschnittliche Quote bei 83 %. Zahlreiche Ökonominnen und Ökonomen warnen davor, dass die Schulden in Kombination mit den gestiegenen Kapitalmarktzinsen den Finanzmarkt erheblich unter Druck setzen könnten. Wirtschaftswissenschaftler Lars Feld führt in seiner Handelsblatt-Kolumne an, es sei wichtig, die Entwicklung der 10-jährigen Staatsanleihen zu beobachten. Ein langfristiger Zinsanstieg signalisiere, dass die Märkte höhere Risiken sehen – das gilt auch für Deutschland. Das Risikoempfinden der Märkte schlägt sich in steigenden Renditen bei den Staatsanleihen nieder, was auch Auswirkungen auf Bauzinsen hat. Denn sie orientieren sich an den Renditen der 10-jährigen Bundesanleihe. Steigen diese, steigen auch die Zinsen. (F.A.Z.+, ZDFheute, Handelsblatt+)
Zwei KfW-Programme mit verbesserten Zinsbedingungen
Seit dieser Woche gelten für die zwei KfW-Förderprogramme „Jung kauft Alt – Bestandserwerb, Kredit 308″ und „Wohneigentum für Familien – Neubau, Kredit 300″ verbesserte Zinsbedingungen. „Damit machen wir jungen Menschen Mut, den Schritt ins Eigenheim zu wagen“, erklärt Bauministerin Verena Hubertz (SPD) dazu. Statt der bislang 1,71 % beträgt der Zinssatz seit dem 23. Oktober in beiden Programmen 1,12 % per annum bei einer Kreditlaufzeit von 35 Jahren und einer 10-jährigen Zinsbindung. Laut Ministerium ergeben sich folgende Einsparungen im Vergleich zu einem Kredit ohne Förderung: Bei „Jung kauft Alt” gibt es ein Darlehen in Höhe von maximal 125.000 Euro, durch die Veränderung an den Förderbedingung liegt die Ersparnis künftig bei rund 22.500 Euro statt bislang 18.000 Euro. Bei „Wohneigentum für Familien” liegt bei die maximalen Kredithöhe bei 170.000 Euro, die Ersparnis nun bei 30.400 Euro, das sind 6500 Euro mehr als bisher. Die Anforderungen bei „Jung kauft alt” wurden zudem heruntergeschraubt: Die Bestandsimmobilie muss innerhalb von 4,5 Jahren nach dem Kauf nun den Standard 85 EE erreichen – und nicht wie bisher die Energieeffizienzklasse 70 EE. Ist das aufgrund der baulichen Struktur des Gebäudes nicht möglich, soll eine alternative Regelung eingeführt werden. „Damit müssen Familien keine Sorgen haben, dass die ganze Förderung rückabgewickelt wird, sollte nur ein Teil der energetischen Anforderungen erreicht werden können”, schreibt das Ministerium. (BMWSB, Redaktionsnetzwerk Deutschland, KfW-Kredit 308, KfW-Kredit 300)
Mehr Baugenehmigungen, etwas bessere Stimmung im Wohnungsbau
Von Januar bis August erteilten die Behörden laut Statistischem Bundesamt deutschlandweit Genehmigungen für den Bau von 151.200 Wohnungen in neuen sowie bereits bestehenden Gebäuden. Das waren 6,5 % oder 9.300 Wohnungen mehr als im Vorjahreszeitraum. Allein im August wurde der Bau von 19.300 Wohnungen bewilligt. Das waren 5,7 %, also um die 1000 Genehmigungen mehr als im Jahr zuvor. Besonders stark ist der Anstieg bei Einfamilienhäusern. Sie legten um mehr als 15 % auf 29.300 zu. Trotz der positiven Signale bleibt die Auftragslage bei den Wohnungsbauunternehmen angespannt. „Die gestiegenen Baugenehmigungen schlagen sich bislang noch nicht in den Auftragsbüchern nieder“, sagt Klaus Wohlrabe, Leiter der ifo Umfragen, die monatliche Erhebungen durchführen. „Von einer echten Trendwende kann noch keine Rede sein – aber der Tiefpunkt scheint durchschritten.“ (Statistisches Bundesamt, Der Spiegel, Tagesschau )
Bayern will Vorgaben beim kommunalen Wohnungsbau „auf Null” senken
Der Freistaat Bayern will seinen eigenen Bau-Turbo zünden: Um den kommunalen Wohnungsbau anzukurbeln, sollen Vorgaben und Auflagen bei Wohnungsbau-Förderprogrammen reduziert werden. „Also: wieviel Zimmer, ob Balkon, wo ein WC und Ähnliches mehr – wird alles auf Null heruntergefahren“, sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nach einer Kabinettssitzung in München. Beim Brandschutz würden die Anforderungen auf Mindeststandards gesenkt. Auch die Regeln für den Schutz vor schädlichen Umwelteinwirkungen sollen angepasst werden. Der Bayerische Städtetag verwies darauf, dass noch unklar ist, wie die Leitsätze aus dem Ministerrat im Detail umgesetzt werden sollen. So stelle sich beispielsweise die Frage, ob unter dem „Entfall sämtlicher technischer Vorgaben im Bereich der Wohnraumbestimmungen“ auch ein Aspekt wie die Barrierefreiheit zu verstehen ist. (BR24)
Aktuelle Finanzierungskennzahlen

Abgebildet sind Durchschnittswerte auf Basis der Finanzierungskennzahlen der Interhyp Gruppe. Pfeile zeigen die Trendentwicklung im Vergleich zum Vormonat an.