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EZB lässt Leitzinsen unverändert 
Am Mittwoch verkündete die US-Notenbank Federal Reserve System (Fed) ihre Zinsentscheidung. Wie von den Märkten erwartet, kam es zur zweiten Leitzinssenkung um 25 Basispunkte in Folge. Die Spanne reicht nun von 3,75 % bis 4,00 %. Das Problem der Fed ist, dass sie bei ihren Entscheidungen aufgrund des Shutdowns in den USA ohne vollständige Daten zum Arbeitsmarkt und Konjunkturentwicklung auskommen muss. Die Inflation liegt mit 3,0 % nach wie vor deutlich über dem Zielwert von 2,0 %. Eine Zinssenkung im Dezember sei „nicht ausgemacht“, betonte Fed-Chef Jerome Powell. Innerhalb der Fed herrscht aktuell keine Einigkeit über den weiteren Kurs. Es gebe „sehr unterschiedliche Meinungen darüber, wie es im Dezember weitergehen soll“, erklärte Powell. Unbeeindruckt vom Fed-Entscheid hat die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen am Donnerstag unverändert gelassen. Der Einlagensatz, der maßgeblich für Spar- und Kreditzinsen ist, liegt weiter bei 2,0 %. ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski rechnet damit, dass die EZB die Leitzinsen aufgrund der Staatsverschuldung in Deutschland und im Euroraum vorerst nicht weiter senken wird: „Haushaltsdefizite und Sondervermögen müssen finanziert werden. Dadurch geht der Trend bei den Kapitalmarktzinsen weiterhin nach oben.“ 

Nach einer aktuellen Umfrage des Wirtschaftsnachrichtenportals Bloomberg, über die t-online.de berichtet, erwarten zwei Drittel der befragten Ökonominnen und Ökonomen, dass der Zinskurs bis 2027 beibehalten wird.  Eine abweichende Meinung vertritt unter anderem Michael Krautzberger von Allianz Global Investors. Er rechnet mit einer Inflationsprognose der EZB im Dezember unterhalb der Zielmarke von 2 % und in der Folge mit einer Zinssenkung auf 1,75 % im März 2026. Im September lag die Inflation im Euroraum bei 2,2 %. „Wenn die Notenbank kleine, aber anhaltende Unterschreitungen zu lange toleriert, riskiert sie, später aggressiver senken oder die Zinsen länger niedrig halten zu müssen”, führt Krautzberger aus. Der EZB-Leitzins beeinflusst die Konditionen für Baufinanzierungen nur indirekt. Die Bauzinsen orientieren sich vor allem an Bundesanleihen und Pfandbriefen. (F.A.Z., Handelsblatt+, Berliner Morgenpost, t-online.de, Allianz Global Investors, haufe.de)

Immer weniger Mietwohnungen inseriert
Die Zahl der Mietwohnungsangebote ist im dritten Quartal gegenüber dem Vorquartal zwar um 3,8 % leicht angestiegen. Im langfristigen Vergleich zeigt sich aber, dass es rund 15 % weniger Inserate gibt als noch vor 10 Jahren. Das geht aus Erhebungen des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) hervor. Demnach hat sich die Zahl in Metropolen wie Hamburg und Leipzig seitdem sogar nahezu halbiert. Der Mangel an Wohnraum wird auch beim Blick auf die durchschnittliche Inseratsdauer deutlich. Im Durchschnitt fiel sie im dritten Quartal auf 24 Tage. Das ist knapp 1 Tag weniger als noch im Vorquartal und 4 Tage weniger als im Vorjahresquartal. Zu Beginn der Datenerfassung im Jahr 2015 waren es noch 34 Tage. „Diese Zahlen zeigen, dass die Angebotsknappheit trotz moderater Preisentwicklung anhält. Selbst bei nur moderaten Mietsteigerungen ist der Markt für Wohnungssuchende vor allem in Metropolen äußerst angespannt“, sagt Projektleiter Jonas Zdrzalek. „Ohne einen spürbaren Zuwachs an Neubauten wird sich die Lage kaum entspannen.“ (BR24, Kiel Institut)

Wackeln die EU-Klimaziele?
Eine Reihe von Staat- und Regierungschefinnen und -chefs haben zuletzt das Festlegen auf Klimaziele für 2035 und 2040 verhindert. Sie fordern mehr Flexibilität. Dabei geht es auch um das Emissionshandelssystem ETS2, das 2027 europaweit für Gebäude und Verkehr starten soll und eine zentrale Rolle bei der CO₂-Bepreisung für Hausbesitzerinnen und -besitzer sowie Mieterinnen und Mieter spielt. 2025 liegt die Bepreisung bei 55 Euro pro Tonne CO₂, 2026 zwischen 55 und 65 Euro pro Tonne und ab 2027 orientiert sie sich am Markt, was zu höheren und schwankenden Preisen führen kann. „Wer jetzt modernisiert, spart langfristig Heizkosten und erhöht den Gebäudewert“, sagt Tanja Loitz von der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft co2online. Der Vorsitzende des Verbands für Energieberatung GIH gibt zu bedenken: „Ein zu niedriger CO₂-Preis sendet das falsche Signal: Fossile Heizungen bleiben wirtschaftlich erstmal attraktiv, Frühumsteiger werden so faktisch benachteiligt.“ Stattdessen seien stabile und planbare Rahmenbedingungen notwendig. (Haufe.de, Der Spiegel+)

Wohnungsmangel und Familienplanung
Hohe Preise am Immobilienmarkt könnten auch Auswirkungen auf die Familienplanung haben. Laut einer repräsentativen Umfrage von YouGov verschieben etwa 10 % der Deutschen aufgrund hoher Wohnkosten explizit ihren Kinderwunsch. Besonders jüngere Menschen sind betroffen. 80 % der Befragten empfinden die Wohnungsmieten als zu hoch, was sich direkt auf persönliche Lebensentscheidungen wie Familiengründung auswirkt. Auch eine aktuelle Verbraucherbefragung der ING Bank zeigt, dass eine zu geringe Leistbarkeit von Immobilien strukturelle Herausforderungen in Deutschland verschärfen könnte – darunter den demographischen Wandel. Mehr als zwei Drittel aller Befragten seien der Meinung, dass der Mangel an geeigneten und vor allem leistbaren Wohnimmobilien die Familienplanung beziehungsweise -gründung negativ beeinflusse. (t-online.de, ING Bank)

Aktuelle Finanzierungskennzahlen

Abgebildet sind Durchschnittswerte auf Basis der Finanzierungskennzahlen der Interhyp Gruppe. Pfeile zeigen die Trendentwicklung im Vergleich zum Vormonat an.

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