Steigende Zinslast für den Staat und die Folgen für die Baufinanzierung
Am Mittwoch beschloss das Bundeskabinett den Haushaltsentwurf von Finanzminister Lars Klingbeil (SPD). Der Etat für 2026 sieht Ausgaben von 520,5 Milliarden Euro vor. Dafür sollen neue Schulden von insgesamt rund 174 Milliarden Euro aufgenommen werden. Eine aktuelle Analyse des Münchener Ifo-Instituts für die Frankfurter Allgemeine Zeitung beleuchtet, wie die Zinslast des Bundes in den kommenden Jahren zunehmen könnte. In einem Basisszenario, das sich auf Annahmen der Bundesregierung und einem nominalen Wirtschaftswachstum von 3 % bezieht, rechnen die Ökonominnen und Ökonomen damit, dass die Zinsausgaben bis 2040 rund 13,3 % des Bundeshaushalts ausmachen könnten. Schon geringe Änderungen im Zinsniveau hätten erhebliche Folgen: Steigen die Renditen öffentlicher Anleihen um nur 0,5 Prozentpunkte, läge die Zinsquote laut Ifo bei 16,2 %.
Ifo-Präsident Clemens Fuest warnt, dass ein geringeres Wachstum oder höhere Zinsen die Lage weiter verschärfen und den finanziellen Handlungsspielraum des Staates einschränken könnten. Er betont, dass bereits geringe Zinsänderungen große Effekte hätten: „Die Entwicklung der Zinsquote hängt stark vom Zinsniveau ab. Deutschland sollte alles daran setzen, seine Bonität zu bewahren, um günstige Zinskonditionen zu halten.“ Die Entwicklung hat auch Einfluss auf die Bauzinsen, die vor allem durch die Geldpolitik der EZB, die Renditen langfristiger Staatsanleihen und Inflationserwartungen bestimmt werden. Steigen Staatsverschuldung und Zinslast, kann dies höhere Bauzinsen zur Folge haben. ( ZDF heute, F.A.Z.+)
Haushalt 2026: Weniger Geld für energetische Sanierungen
„Wir sorgen dafür, dass neue Jobs entstehen, es faire Löhne gibt, man eine bezahlbare Wohnung findet“, sagte Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) nach der Verabschiedung des Bundeshaushalts 2026 durch das Kabinett. Für den sozialen Wohnungsbau sollen die Mittel im kommenden Jahr gegenüber der bisherigen Finanzplanung um 500 Millionen Euro auf insgesamt 4 Milliarden Euro aufgestockt werden. Für die Wohnungsbauprämie sind 220 Millionen Euro vorgesehen, für die „Jung kauft Alt“ sind es 350 Millionen Euro und für „Gewerbe zu Wohnen“ 360 Millionen Euro. Einschneidender sind die Kürzungen bei der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) um 3,3 Milliarden Euro auf 12,1 Milliarden Euro. Der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) kritisierte dies als „besonders unverständlich”. Die Förderung für das Programm „Altersgerecht Umbauen“ wird nicht weitergeführt. „Das verkennt deutlich die Herausforderungen, die wir bei der Anpassung unseres Gebäudebestandes bei einer alternden Bevölkerung haben. Im Bereich Wohnungsbau brauchen wir im Haushaltsverfahren noch eine deutliche Aufstockung der Investitionsmittel.“ Auch der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA) sieht als Spitzenverband der Immobilienwirtschaft Korrekturbedarf. Die Kürzungen der Maßnahmen zur Energieeffizienz sei kein gutes Signal für den Klimaschutz im Gebäudebereich und schaffe keine stabile Förderkulisse. ( Bundesfinanzministerium, ZDB, ZIA)
Studie: Anstieg bei Mieten und Kaufpreisen
2025 werden die Bautätigkeiten in Deutschland weiter zurückgehen. Zu diesem Schluss kommt die Strategieberatung EY-Parthenon. Sie geht davon aus, dass der Hochbau erst im Jahr 2026 wieder wachsen wird. „Aktuell trifft das schrittweise besser werdende Marktumfeld auf eine nach wie vor hohe Nachfrage nach Wohnraum”, so Volkmar Schott von EY-Parthenon. Das wirkt sich auch auf Mieten und Kaufpreise aus. Der IW-Wohnindex des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) zeigt, dass sich der Anstieg im zweiten Quartal fortgesetzt hat. Von April bis Juni legten die Wohnungsmieten um durchschnittlich 3,8 % zum Vorjahreszeitraum zu, Eigentumswohnungen sind 2,0 % teurer als im Frühjahr 2024, Ein- und Zweifamilienhäuser sogar 3,0 %. Die aktuelle Entwicklung deute darauf hin, dass Angebot und Nachfrage allmählich wieder zusammenfinden. „Eine wichtige Rolle spielen dabei stabile Bauzinsen und die wachsende Zahl von Haushalten, die angesichts stabilisierter Preise den Schritt ins Eigentum wagen“, schreibt das IW Köln (WirtschaftsWoche, IW Köln, Baulinks)
Vermieterreport: Für 58 % der Vermieterinnen und Vermietern ist die Immobilie eine Altersvorsorge
In ihrem „Vermieterreport 2025” hat sich das IW Köln unter anderem angesehen, was Menschen motiviert, in eine Mietwohnung zu investieren. Immerhin stellen private Kleinvermieterinnen und Kleinvermieter etwa 60 % der Mietwohnungen in Deutschland. 58 % der Befragten gaben an, dass sie die Immobilie als Altersvorsorge sehen. Für 54 % ist sie eine zusätzliche Einkommensquelle und für 40 % eine sichere Kapitalanlage. Der Report zeigt auch, dass nicht einmal die Hälfte der Vermieterinnen und Vermieter die Miete bei Neuverträgen erhöht. Im Bestand erfolgten Mieterhöhungen meist nur wegen gestiegener Betriebskosten (28 %). 53 % der Befragten haben in den vergangenen Jahren bereits energetische Sanierungsmaßnahmen umgesetzt, künftige Maßnahmen plant etwa die Hälfte der privaten Vermieterinnen und Vermieter. Ihnen fehle es an Informationen der politischen Anforderungen. Hier gibt es offensichtlich einen Beratungsbedarf. „Um die momentan abwartende Haltung vieler Vermieter zu durchbrechen, braucht es endlich klare, planbare Rahmenbedingungen“, schreibt Michael Voigtländer, Immobilienexperte am Institut der deutschen Wirtschaft. (IW Köln)
Aktuelle Finanzierungskennzahlen

Abgebildet sind Durchschnittswerte auf Basis der Finanzierungskennzahlen der Interhyp Gruppe. Pfeile zeigen die Trendentwicklung im Vergleich zum Vormonat an.