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Leichte Aufwärtsbewegung bei den Bauzinsen
Die vorläufige Inflationsrate für Deutschland lag im Juli bei 2,0 % und damit wie im Juni auf dem von der Europäischen Zentralbank (EZB) angestrebten Niveau. Ökonominnen und Ökonomen zeigen sich überwiegend optimistisch: „Die Inflationswelle der vergangenen Jahre ist ausgelaufen“, so Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank. Silke Tober vom IMK-Institut der Hans-Böckler-Stiftung spricht von einer „entspannten“ Lage. Vorsichtiger äußert sich Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der ING. Er verweist etwa auf das von der Bundesregierung beschlossene Infrastrukturpaket: „Die fiskalischen Anreize werden den Inflationsdruck gegen Ende des Jahres und darüber hinaus wahrscheinlich verstärken.“ Bis dahin stehen noch drei EZB-Zinsentscheide und neue Prognosen für Inflation und Wachstum an, die über eine mögliche Senkung des Einlagenzinses (aktuell 2,0 %) entscheiden könnten. Die Inflation in der Euro-Zone lag im Juli stabil auf dem Zielwert der EZB von 2,0 %.

Nach einer längeren Ruhephase ist wieder etwas Bewegung in die Bauzinsen gekommen. Die Zinspause der EZB hat nur indirekten Einfluss auf die Bauzinsen, denn diese orientieren sich primär an der Entwicklung der Bundesanleihen. Deren Renditen sind zuletzt wieder gestiegen, unter anderem durch die geplante höhere Staatsverschuldung. So ist seit der zweiten Juli-Hälfte eine leichte Aufwärtsbewegung von rund 3,5 % für zehnjährige Darlehen auf aktuell rund 3,6 % zu verzeichnen. „Um dieses Niveau werden sich die Bauzinsen voraussichtlich in den kommenden Wochen seitwärts bewegen: Denn der 10-Jahres-Swap, ein wichtiger Frühindikator für die Zinsentwicklung, nähert sich wieder, mit Schwankungen, dem Niveau vom März diesen Jahres – und damit dem Niveau nach Ankündigung des Schuldenpakets. Damals sind die Bauzinsen in der Spitze auf rund 3,7 % gestiegen“, sagt Mirjam Mohr, Vertriebsvorständin der Interhyp-Gruppe. Für Kaufinteressentinnen und Kaufinteressenten bedeutet die Seitwärtsentwicklung der Bauzinsen: Die Finanzierungskosten bleiben relativ stabil – und werden erstmal nicht günstiger. Auf einen weiteren wichtigen Faktor macht der neue Interhyp-IW-Erschwinglichkeitsindex aufmerksam: Immobilien in Deutschland liegen aktuell im erschwinglichen Bereich, mit regionalen Unterschieden. ( Statistisches Bundesamt,Handelsblatt, Interhyp-IW-Erschwinglichkeitsindex)

Mehr neue Wohnungen erst ab 2026
Im Wohnungsbau ist keine Erholung in Sicht. Laut einer Handelsblatt-Umfrage unter Immobilienunternehmen, Beratungsunternehmen, Bauträgerinnen und Bauträgern rechnet die Branche frühestens 2026 mit mehr Neubauten, wenn Änderungen im Baugesetzbuch greifen. 2024 wurden 251.900 neue Wohneinheiten fertiggestellt, deutlich weniger als 2022 und 2023 (je 294.000). Für dieses Jahr werden sogar weniger als 200.000 erwartet – gebraucht würden laut des Bundesverbands Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW) jedoch 320.000 jährlich. Das Beratungsunternehmen EY-Parthenon streicht in seiner aktuellen Hochbauprognose heraus, dass die nach wie vor hohen Baupreise hemmend auf die Bautätigkeiten wirkten. Nach Berechnungen der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen (ARGE) liegen die Herstellungskosten für einen Quadratmeter Wohnfläche in deutschen Großstädten bei rund 4.500 Euro. Die Bürokratiekosten betragen dabei bis zu 15 %. EY-Parthenon geht davon aus, dass sich durch eine Standardisierung von Regelungen, eine Vereinfachung der Verfahren und die Beschleunigung und Digitalisierung bürokratischer Prozesse rund 15 % bis 20 % der Bürokratiekosten einsparen ließen, was die gesamten Baukosten um 3 % reduzieren würde. (Handelsblatt+, Bulwiengesa, Haufe)

Sanieren oder nicht: Verunsicherung ist groß
Der Wille zur Modernisierung ist da, doch fehlende Rentabilität, rechtliche Hürden und unklare Förderbedingungen bremsen viele Eigentümerinnen und Eigentümer. Laut der „Vermieterbefragung 2025“ von Haus & Grund werden Sanierungen häufig „verschoben oder ganz aufgegeben – trotz guter Absicht”. Was auch deutlich geworden ist: Nur wenige private Vermieterinnen und Vermieter verfügen über einen individuellen Sanierungsfahrplan. Dabei dürfte die Bedeutung von Beratung steigen, wie das Forschungsprojekt Ariadne hervorhebt: „Heizungen sind langlebige Investitionsgüter, mit ihrer Wahl werden Verbrauchskosten auf einen Zeitraum von in der Regel zwanzig Jahren und mehr festgelegt. Dementsprechend sollten auch die in diesem Zeitraum zu erwartenden Randbedingungen Grundlage einer Investitionsentscheidung sein.” Die CO₂-Kosten für ein unsaniertes 150-Quadratmeter-Haus mit Gasheizung könnten bis 2045 auf rund 20.000 Euro steigen, hat Finanztip ausgerechnet. „20.000 Euro, die heute auf keiner Rechnung stehen, aber sicher kommen“, so Finanzip-Kolumnist Hermann-Josef Tenhagen. (Haus & Grund, Ariadne Projekt, Der Spiegel+)

Mehr Singlehaushalte: Bedarf an kleineren Wohnungen steigt
Die Zahl der Singlehaushalte in Deutschland steigt weiter. Laut der aktuellen Haushaltsprognose des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) wächst sie bis 2045 von 17,6 Millionen auf 18,7 Millionen, der Anteil an allen Haushalten von 42 % auf 44 %. Das erhöht den Wohnungsbedarf trotz stagnierender Bevölkerungszahlen. „Wir brauchen mehr kompakte Wohnungen für ein bis zwei Personen – vor allem in den großen Städten. Gleichzeitig werden immer mehr ältere Menschen allein leben. Schon heute mangelt es an barrierefreien Wohnungen, und diese Lücke könnte sich weiter vergrößern“, so Studienautorin Dr. Jana Hoymann. ( BBSR)

Aktuelle Finanzierungskennzahlen

Abgebildet sind Durchschnittswerte auf Basis der Finanzierungskennzahlen der Interhyp Gruppe. Pfeile zeigen die Trendentwicklung im Vergleich zum Vormonat an.

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