Baugenehmigungen: Die Schere zwischen Ein- und Mehrfamilienhäusern geht weiter auf
Die am Montag veröffentlichten Zahlen des Bundesamtes für Statistik zur Entwicklung der Baugenehmigungen im ersten Halbjahr 2025 zeigen ein gemischtes Bild. Zwar wurden im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 110.000 Wohnungen genehmigt, das ist ein Anstieg von 2,9 %. Allerdings resultierte der Zuwachs ausschließlich aus der Steigerung bei Einfamilienhäusern, wo die Zahl der Genehmigungen um 14,1 % zulegte. Bei Mehrfamilienhäusern war hingegen nur ein minimaler Zuwachs von 0,1 % zu verzeichnen, die Genehmigungszahlen von Zweifamilienhäusern brachen um 8,3 % ein. Dazu kommt, dass aus den Genehmigungen erst in den kommenden Jahren konkreter Wohnraum wird. Die Tagesschau berichtet, dass laut der Forschungsgruppe Euroconstruct im laufenden Jahr rund 205.000 Wohnungen fertiggestellt werden dürften, was einem Minus von 19 % entspricht.
Entsprechend zurückhaltend fallen die Bewertungen der Bau- und Immobilienverbände aus. Von einer Trendwende könne keine Rede sein, weil es bei den dringend benötigten Mehrfamilienhäusern kaum Veränderung gebt, heißt es beim Immobilien-Zentralverband ZIA. Trotz des guten Willens der Bundesregierung zur Beschleunigung der Bautätigkeit befinde sich der Wohnungsbau im Zangengriff zwischen gestiegenen Zinsen und hohen Baukosten, kommentiert der Hauptverband der Bauindustrie die neuen Zahlen. Der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) kritisiert fehlende finanzielle Impulse der Regierung. Zwar seien Milliardeninvestitionen in Infrastrukturprojekte zweifellos richtig, doch der Wohnungsbau bleibe das Stiefkind der Investitionspolitik, so ZDB-Hauptgeschäftsführer Felix Pakleppa. Er schlägt eine Nachjustierung der Förderpolitik vor, beispielsweise durch ein Förderprogramm für Neubauten, die den Effizienzhausstandard 55 erfüllen und mit regenerativer Heizung ausgestattet sind. (Bundesamt für Statistik, Tagesschau, ZIA, Hauptverband der Bauindustrie, ZDB)
Verhandlungsspielraum schrumpft, bietet aber noch Einsparpotenzial
Beim Kauf von Immobilien ist der Spielraum für Verhandlungen zuletzt enger geworden. Das berichtet das Immobilienportal ImmoScout24, das in Zusammenarbeit mit dem Bewertungsunternehmen Sprengnetter die Differenz zwischen den Angebotspreisen und den tatsächlich erzielten Kaufpreisen von Eigentumswohnungen in den acht deutschen Metropolen analysiert hat. Im Schnitt zeige sich im Vergleich zu den Vorjahren ein schrumpfender Spielraum für Preisverhandlungen, berichtet ImmoScout24. Dabei gibt es jedoch große regionale Unterschiede. Während Käufer in Hamburg im Schnitt 10 % Preisnachlass heraushandeln konnten, beträgt das durchschnittliche Preiszugeständnis in Leipzig nur 3,6 %. Zum Vergleich: In den vergangenen Jahren waren teilweise mehr als 12 % Abschlag möglich. Dennoch lohnt es sich, wenn Sie Ihre Kundinnen und Kunden auf die Potenziale der Preisverhandlung aufmerksam machen – denn schon ein geringer prozentualer Nachlass kann eine Ersparnis im fünfstelligen Bereich bringen. (ImmoScout24)
Alarmsignal: Sparziel Wohneigentum wird unbeliebter
Immer weniger Bundesbürger wollen Geld für die eigenen vier Wände auf die Seite legen, berichtet der Verband der privaten Bausparkassen unter Berufung auf eine aktuelle Umfrage. Nur noch jeder dritte Befragte nennt Wohneigentum als Sparziel, das ist im Vergleich zum Vorjahr ein Rückgang um 10 %. Vor allem bei jüngeren Menschen lässt das Interesse am Wohneigentum als Sparziel deutlich nach. Stattdessen sparen Verbraucher lieber für die Altersvorsorge (60 %), für Konsum und Anschaffungen (44 %) oder investieren ihr Geld als Kapitalanlage (44 %). Als Gründe für den Rückgang sieht der Bausparkassenverband unter anderem hohe Kaufpreise und fehlende Förderimpulse und mahnt: „Das ist gesellschaftspolitisch ein Alarmsignal. Der Rückzug aus dem Eigentumswunsch ist ein stiller Rückzug aus einer wichtigen Säule der privaten Daseinsvorsorge.“ (Verband privater Bausparkassen)
100 Tage Schwarz-Rot: Durchwachsene Noten im Fach „Immobilien“
Nachdem den ersten 100 Regierungstagen von Union und SPD stellt Iris Schöberl als Präsidentin des Immobilienverbands ZIA der schwarz-roten Koalition ein gemischtes Zeugnis aus. Gegenüber dem Fachmagazin Cash hat sie die verschiedenen Maßnahmen der neuen Regierung im Bereich Wohnungsbau und Infrastruktur bewertet und sieht dabei Licht und Schatten. Zwar sieht die Verbandspräsidentin einige positive Ansätze bei Vorhaben wie der Novelle des Baugesetzbuchs, dem Bau-Turbo oder der Einführung des vereinfachten und kostengünstigen Gebäudetyps E. Allerdings mangle es mit Ausnahme des Bau-Turbos noch an konkreten Zeitplänen. Überdies sorge die Kehrtwende bei der Stromsteuersenkung für Privatverbraucher und die Hängepartie beim Heizungsgesetz für Unsicherheit und Zurückhaltung bei Investitionen in die energetische Sanierung. Entsprechend verhalten falle das Resümee des ZIA aus, so Schöberl: „Wir als Immobilienwirtschaft haben mehr erwartet. Namentlich der Wohnungsbau muss endlich Priorität bekommen.“ (Cash online)
Aktuelle Finanzierungskennzahlen

Abgebildet sind Durchschnittswerte auf Basis der Finanzierungskennzahlen der Interhyp Gruppe. Pfeile zeigen die Trendentwicklung im Vergleich zum Vormonat an.